Was ist die Festhaltetherapie?

Bei der Festhaltetherapie (in ihrer Anwendung bei Kindern) werden Kinder oft stundenlang gegen ihren Willen festgehalten - meist Elterteil oder Therapeut*in. Die Gegenwehr des Kindes ist dabei gewollt und wird notfalls erzwungen, indem man es dem Kind so unangnehm wir möglich macht. Es gibt verschiedene Varianten, bespielsweise im Sitzen: Das Kind sitzt auf dem Schoß der erwachsenen Person, welche es fest umklammert hält, sodass es sich kaum bewegen kann. Beim Festhalten im Liegen legt sich die haltende Person mit ihrem Körpergewicht auf das Kind. Die Prozedur ist immer erst dann vorbei, wenn das Kind erschöpft aufgibt und sich ohne Widerstand anfassen, streicheln, küssen lässt. Die Kapitulation des Kindes wird von Festhaltetherapeut*innen als "Erfolg" gewertet. Dieses Verfahren wurde und wird unter anderem bei autistischen Kindern angewandt, jedoch von einigen Verfechter*innen als Allheilmittel propagiert.

Die bekanntesten Variationen sind die "Festhaltetherapie nach Prekop" und die "Körperbezogene Interaktionstherapie nach Jansen". Bei Jirina Prekop wird die Methode mit einem Mix aus Religion, Esoterik und pseudo-wissenschaftlichen Elementen gerechtfertigt. Sie propagiert das Festhalten als "Lebensform". Am Ende einer Festhalte-Session könne, "die Liebe wieder fließen". Sie hat mehrere Bestseller veröffentlicht, darunter "Der kleine Tyrann". Sie arbeitete eng mit Bert Hellinger zusammen und hat dessen "Familienaufstellung" in ihr Konzept integriert. Beide Methoden basieren auf einem autoritären und patriarchalen Menschen- und Familienbild. Hellinger ist zudem dafür bekannt, die Opfer des Holocaust zu verhöhnen und Mitgefühl mit den Täter*innen zu haben.

Fritz Jansen begründet seine "Körperbezogene Interaktionstherapie" (KIT) eher verhaltenstherapeutisch. Durch das Festhalten sollen Bindungsblockaden aufgelöst werden.
Bei der sogenannten Vojta-Therapie werden insbesondere Säuglinge und Kleinkinder äußerst schmerzhaften Prozeduren unterzogen. Diese sollen angeblich dabei helfen, Fehler in der Körperhaltung zu beheben.

Die Anwendung von Festhaltetherapien bei Kindern können die Straftatbestände der Misshandlung Schutzbefohlener, Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Nötigung erfüllen. Für Betroffene hat das Festhalten oft traumatische Langzeitfolgen. In Fachkreisen wurde die Festhaltetherapie scharf kritisiert, unter anderem von dem Erziehungswissenschaftler Georg Feuser, dem Psychologen und Wissenschaftsjournalisten Colin Goldner und der Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin Ute Benz.